Es geschah vor 525 Jahren

Die Miniatur aus dem Großen Tucherbuch (um 1590) zeigt Hans VI. Tucher mit seinen beiden Frauen Barbara, geb. Ebner, und Ursula, geb. Harsdörffer

Die Miniatur aus dem Großen Tucherbuch (um 1590) zeigt Hans VI. Tucher mit seinen beiden Frauen Barbara, geb. Ebner, und Ursula, geb. Harsdörffer. Hans VI. ist mit Pilgersymbolen (Jakobsmuschel, Rad des Katharinenklosters auf dem Sinai, Wappen des Königreiches Jerusalem, Glocke des spanischen Antoniusordens, Schwert des Johanniterordens zu Akkon) umgeben (Stadtarchiv Nürnberg E 29/III Nr. 258, fol. 74r).

Hans VI. Tucher entstammte der jüngeren, auf seinen Vater Endres I. (gest. 1440) zurückgehenden Tucherlinie und war der jüngere Bruder des Baumeisters Endres II. (1423-1507). Er wurde am Mittwoch in der Karwoche (10. April) 1428 als Sohn von Endres I. Tucher am Milchmarkt und Margaretha geb. Paumgartner geboren. Am Dienstag Sebastiani (17.1.) 1455 heiratete er Barbara (gest. 1476), die Tochter des Nürnberger Patriziers Matthias Ebner und der Anna geb. Österreicher, mit der er vier Söhne und fünf Töchter zeugte. Von diesen erreichten jeweils zwei Söhne und Töchter das Erwachsenenalter.

Handelsgeschäfte führten Hans VI. Tucher nach Lyon, dem späteren Hauptstützpunkt der Tucherschen Handelsgesellschaft, und Venedig. 1476, im gleichen Jahr, in dem Endres II. dem städtischen Verwaltungsdienst entsagte und in den Konvent des Nürnberger Kartäuserklosters eintrat, wurde Hans VI. Tucher, der seit seiner Heirat bereits dem Größeren Rat der Reichsstadt angehörte, als Alter Genannter Mitglied des Nürnberger Kleineren Rats, also Mitglied im zentralen Regierungsorgan der Reichsstadt.

Im Nürnberger Verwaltungsdienst – 1481 wurde er Jüngerer Bürgermeister – sorgte er sich um den Auf- und Ausbau der Ratsbibliothek und gilt deshalb als Begründer der heutigen Stadtbibliothek Nürnberg.

1479 trat er zusammen mit Sebald Rieter (gest. 1488) und dem Breslauer Kaufmann Valentin Scheurl (gest. 1495) eine Pilgerfahrt ins Heilige Land an, die ihn über Venedig per Schiff nach Jaffa und von dort über Land nach Jerusalem führte. Von Jerusalem aus führte seine Reise zum Grab der Hl. Katharina auf den Sinai und von dort über Kairo und Alexandria zurück nach Venedig und Nürnberg, wo die Ankommenden bereits bei Kornburg von beiden Bürgermeistern und viel Nürnberger Volk feierlich empfangen wurden. Der Reisebericht Hans VI. Tuchers, 1482 bei Hans Schönsberger in Augsburg erstmals gedruckt und bald danach auch in Nürnberg nachgedruckt, wurde ein erster Klassiker der Reiseliteratur.

Von der Pilgerreise zurückgekehrt, heiratete Hans VI. Tucher 1481 in zweiter Ehe Ursula (gest. 23. Oktober 1504), die Tochter des Nürnberger Patriziers Jakob Harsdörffer. Hans VI. starb im Alter von 63 Jahren vor 525 Jahren am Matthiastag (24. Februar) 1491 und wurde in St. Sebald bestattet.

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