„Menschen machen Stadtgeschichte!“

Label "Menschen machen Stadtgeschichte!"

Label "Menschen machen Stadtgeschichte!"

Nürnberg bewirbt sich! Im Dezember 2016 hat der Stadtrat mehrheitlich grünes Licht für die Bewerbung Nürnbergs als europäische Kulturhauptstadt 2025 gegeben. Eine Entscheidung, welche deutsche Stadt den Zuschlag erhält, wird zwar erst 2020 gefällt, der Bewerbungsprozess selbst ist jedoch bereits in vollem Gange. In Zusammenarbeit mit dem Bewerbungsbüro beteiligen sich zahlreiche Institutionen, Kultureinrichtungen oder Einzelpersonen in und aus Nürnberg an der Entwicklung eines vielfältigen Kulturprogramms.

N 2025 Label

N 2025 Label

Dies soll nicht nur den Bewerbungsprozess zugunsten Nürnbergs entscheiden, sondern ein weitaus nachhaltigeres Ziel verfolgen: man will wichtige Impulse in den Bereichen der Stadtentwicklung und der Kultur setzen, die sich auch über die Bewerbung hinaus positiv niederschlagen. Auch das Stadtarchiv Nürnberg in seiner Funktion als „Gedächtnis der Stadt“ beteiligt sich mit zwei geförderten Projekten an dieser Bewerbung.

Unter der Federführung von Dr. Antonia Landois und Dr. Walter Bauernfeind steht das Projekt „Menschen Machen Stadtgeschichte!“. Unter dem Schlagwort einer zukunftsgerichteten Erinnerungskultur soll das Gedächtnis der Stadt um einen zeitgenössischen und individuellen Faktor erweitert werden. Dies ist nur möglich durch die direkte Partizipation und Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern Nürnbergs.

Quellebonbon, 1970er - 1980er Jahre

Quellebonbon als Werbeartikel, 1970er – 1980er Jahre (StadtAN E. 63 Nr. 2)

Die historische Geschichtsschreibung nennt meist nur die allgemein bekannten Ereignisse der Stadtgeschichte. Dabei wird jedoch die persönliche, individuelle Lebensrealität der Stadtbewohner, die das eigentliche Bild einer Stadt und ihrer Struktur erst prägen und beleben, selten thematisiert. Das Projekt „Menschen machen Stadtgeschichte!“ möchte dem entgegenwirken und mit einem zeitlichen Fokus auf die unmittelbare Nachkriegszeit bis in die heutige Gegenwart die Stadtgeschichte durch die Augen von Personen erzählen, die diese direkt miterlebt oder gar geprägt haben.

Hierbei werden Unterlagen, Dokumente und Objekte gesucht, die von einer besonderen Beziehung oder einer persönlichen Erinnerung der Besitzer zu der möglichen Kulturhauptstadt Nürnberg berichten. Diese werden dem Stadtarchiv entweder im Original oder als Digitalisat zur Verfügung gestellt. Die Geschichten hinter den Projektbeiträgen sind der Kern des Projekts. Sie werden bei einem freiwilligen Interview mit den Teilnehmern aufgezeichnet und als Tondokument fixiert.

Die Verbindung aus der erzählten Zeitzeugenschaft und dem dazugehörigen Objekt oder Dokument, welche symbolisch für die Geschichte oder die darauf bezogenen Erinnerung steht, bilden den eigentlichen Projektbeitrag. Sie werden als Komplex in dem extra für das Beteiligungsprojekt geschaffenen Sammelbestand E 63 archiviert, um die Zeiten zu überdauern. So kann jeder Beitrag noch in hunderten von Jahren eine Geschichte erzählen. Die Bürgerinnen und Bürger werden selbst zu einem Teil der Stadtgeschichte!

Ziel ist es, die Geschichte der Stadt aus einem einzigartigen Blickwinkel und mit offenen Augen zu betrachten: als Mosaik aus einzelnen, persönlichen Geschichten, die in ihrer Gesamtheit die kulturelle Vielfalt und Diversität der Stadtbevölkerung Nürnbergs widerspiegeln. Dabei gibt es keine Beschränkung hinsichtlich der Bevölkerungsgruppen, der Thematik oder des Umfangs. Dasselbe gilt für die Art der Unterlagen. Ob Fotoalbum, Kalender, Urkunden oder Filme, dies alles sind Erinnerungssplitter, die durch die persönlichen Geschichten unterfüttert werden und in ihrer Gesamtheit einen einmaligen Überlieferungsbestand bilden, der die jüngere Geschichte einer sich stetig entwickelten Stadt und ihrer Bewohner schlaglichtartig festhält.

Das Resultat ist eine Vedute der Nürnberger Kulturlandschaft, die sich nicht auf eine Gruppierung oder eine Gesellschaftsschicht limitieren lässt. Im Sinne des europäischen Gedankens soll über die Erinnerung Einzelner eine gemeinsame Lebenswelt festgehalten werden, wodurch im Rückschluss die Identifizierung mit der Stadt gestärkt werden soll.

Puppenhaus, 1988/1990

Blick in ein selbstgebautes Puppenhaus, 1988/1990, Foto von Antonia Schnabl (StadtAN E 63 Nr. 6)

Damit dies möglich ist braucht das Stadtarchiv Nürnberg Sie! Machen Sie mit bei dem Projekt „Menschen machen Stadtgeschichte“ und lassen Sie uns gemeinsam Stadtgeschichte erzählen!

Weitere Informationen zum Projekt "Menschen machen Stadtgeschichte!"

2 Kommentare

  1. Kultur-News KW 46-2018 News von Museen, Ausstellungen, Geschichte 18 November, 2018 at 14:05 Antworten

    […] Interessantes Projekt Nürnbergs anlässlich der Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025: „Menschen machen Stadtgeschichte“ – auf dem Blog des Stadtarchivs heißt es dazu: „Die historische Geschichtsschreibung nennt meist nur die allgemein bekannten Ereignisse der Stadtgeschichte. Dabei wird jedoch die persönliche, individuelle Lebensrealität der Stadtbewohner, die das eigentliche Bild einer Stadt und ihrer Struktur erst prägen und beleben, selten thematisiert. Das Projekt „Menschen machen Stadtgeschichte!“ möchte dem entgegenwirken und mit einem zeitlichen Fokus auf die unmittelbare Nachkriegszeit bis in die heutige Gegenwart die Stadtgeschichte durch die Augen von Personen erzählen, die diese direkt miterlebt oder gar geprägt haben.“: https://stadtarchive-metropolregion-nuernberg.de/menschen-machen-stadtgeschichte/ […]

  2. Pauline Schmidt 16 Juni, 2019 at 22:49 Antworten

    “Menschen machen Stadtgeschichte” ermöglicht für Forschende und Interessierte einen alternativen Zugang zu bekannten historischen Fakten aus der wertvollen Perspektive von Zeitzeugen oder deren direkten Nachfahren und damit Einblicke in das “echte” Leben der NürnbergerInnen von den 1940ern bis in die Gegenwart.
    Somit werden zahlreiche, in der traditionellen Geschichtsschreibung eher ausgeklammerte Aspekte beleuchtet und von unterschiedlichsten Akteuren aus ihren einzigartigen, individuellen Blickwinkeln, also sozusagen “mitten aus dem Geschehen”, erzählt, was nicht zuletzt auch lustige und außergewöhnliche, aber nichtsdestotrotz oder gerade deshalb bemerkenswerte Geschichten hervorbringt, wie ich selbst während meines Praktikums im Projekt miterleben konnte.

    Doch daneben eröffnet das Projekt jedem die Möglichkeit, durch Einsenden eines eigenen Objektes, auch das moderne Bild der Stadt Nürnberg, beispielsweise aus der Sicht von Schülern und Studenten, dauerhaft festzuhalten, um ein Mosaik aus möglichst vielen einzelnen, unterschiedlichen Teilen zu erhalten.
    Auf dieser Grundlage lassen sich die zahlreichen Facetten Nürnbergs, von der Trümmerlandschaft und dem Wiederaufbau in der Nachkriegszeit, bis hin zur heutigen, raumprägenden Universitätsstadt miteinander in Beziehung setzen und vergleichen:
    Wie gelang die Rückkehr zur Normalität und der Wiederaufbau nach der teils verheerenden Zerstörung im Zweiten Weltkrieg?
    Wie ging man mit den Herausforderungen um?
    Wie wandelt(e) sich der Alltag der NürnbergerInnen innerhalb von mehreren Jahrzehnten?
    Nürnberg als offene und interkulturelle Stadt – die Entwicklung von der ersten Städtepartnerschaft und Schüleraustausch bis heute?
    Was beschäftigte die Menschen und welchen Bezug hatten sie zu Nürnberg?
    Usw. sind nur eine kleine Auswahl an Perspektiven zur Stadtgeschichte Nürnbergs aus der Sicht ihrer Bewohner, die von „Menschen machen Stadtgeschichte“ erzählt wird.

    Weiterhin alles Gute!

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