Astronomische Werke aus Nürnberg

Gastbeitrag von Pierre Leich

Porträt von Simon Marius aus seinem Werk „Mundus Iovialis“

Porträt von Simon Marius aus seinem Werk „Mundus Iovialis“, Nürnberg 1614.

Bedeutende Dokumente finden sich in den Archiven der Metropolregion. So besitzt auch das Stadtarchiv Nürnberg Unterlagen und Schriftgut zur Geschichte der Astronomie in Nürnberg.

Nachdem der Großhändler und Ratsherr Ulman von Stromer 1390 in der Stadt die erste Papiermühle nördlich der Alpen erbaute, siedelte sich frühzeitig ein leistungsfähiges Druckgewerbe mit hoher Qualität in Nürnberg an und zog verlegerisch orientierte Unternehmer und Wissenschaftler an.
Auch wenn die von Johann Neudörfer genannten 24 Pressen und 100 Gesellen ein wenig übertrieben gewesen sein dürften, unterhielt Anton Koberger (1440 – 1513) eine Großdruckerei europäischen Formats, in der auch Hartmann Schedels Weltchronik erschien.
Der bedeutendste Astronom des ausgehenden Mittelalters, Regiomontanus (1436 – 1476) kam mit einem ambitionierten Verlagsprogramm 1471 nach Nürnberg, wo er auch ein Zentrum des Instrumentenbaus vorfand. Das Gründungsdokument des Heliozentrismus und Hauptwerk von Nicolaus Copernicus erschien 1543 bei Johannes Petreius zu Füßen der Kaiserburg.

Auch der in Coburg geborene Johann Lauer (1560 – 1641) verlegte astronomische Schriften wie die Kalender des markgräflichen Hofastronomen Simon Marius (1573 – 1624), der im Januar 1610 zeitgleich mit Galileo Galilei die vier großen Jupitermonde entdeckte, seine Ergebnisse aber erst 1614 im Mundus Iovialis publizierte. Daraufhin wurde er von Galilei – wie wir heute wissen unberechtigt – des Plagiats bezichtigt, was seinen Ruf nachhaltig schädigte.

Schreibkalender für das Jahr 1628 von Simon Marius

Schreibkalender für das Jahr 1628 von Simon Marius, Nürnberg o. J. [1627], Titelblatt. (Stadtarchiv Nürnberg Av 2584.8)

Noch heute ist er weltweit unterschätzt, weswegen im Simon-Marius-Jubiläum 2014 etwa 66 Kooperationspartner um die 60 Veranstaltungen durchführten. Höhepunkte waren die Benennung eines Asteroiden nach Marius und eine internationale Tagung, zu der 2016 ein Sammelband erscheinen wird. Kernprojekt war das Marius-Portal, das mit inzwischen 30-sprachiger Menüführung die umfangreichste und wichtigste Präsentation über den Ansbacher Hofastronomen darstellt. Das Portal listet neben allen Werken Sekundärliteratur, Berichterstattung, Lexikoneinträge, Vorträge, Ausstellungen sowie Links auf und führt – wo rechtlich zulässig – direkt zur entsprechenden Literaturquelle.

Auch das Stadtarchiv Nürnberg besitzt ein Werk von Marius. Dessen Alter und newer SchreibCalender auf das Jahr 1628, der nur noch in vier Exemplaren nachgewiesen ist, wurde zum Jubiläumsjahr digitalisiert und ist nun bequem einsehbar.

Durch die zunehmende Erforschung von Marius wird ihm nach vier Jahrhunderten allmählich die Anerkennung zu Teil, die ihm während seines Lebens versagt blieb und es wird deutlich, dass er zu den Top-Astronomen seiner Zeit gehörte.

Auch wenn Marius dem markgräflichen Herrschaftsgebiet angehörte, hat er die Bande zu seinem Nürnberger Verleger stets gepflegt und wurde 1606 dessen Schwiegersohn.

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