Notfallverbund der Archive im Grossraum Nürnberg gegründet

Das Staatsarchiv Nürnberg, das Landeskirchliche Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und das Stadtarchiv Nürnberg haben sich zu einem „Notfallverbund der Archive im Großraum Nürnberg“ zusammengeschlossen. Ziel ist die gemeinsame Vorsorge zum Schutz des in den Archiven verwahrten Kulturgutes und die gegenseitige Unterstützung in (hoffentlich nie eintretenden) Unglücks- und Katastrophenfällen. Wie aus der Bezeichnung hervorgeht, ist der Anschluss weiterer Archive im Großraum Nürnberg vorgesehen und erwünscht.

Der „Notfallverbund Großraum Nürnberg“ ist der dritte derartige Zusammenschluss in Bayern – nach dem im März 2015 formierten Notfallverbund Augsburg, in dem, beschränkt auf das Augsburger Stadtgebiet, auch Bibliotheken und Museen verschiedener Träger vertreten sind, und dem Anfang 2016 offiziell ins Leben gerufenen „Notfallverbund der Münchener Archive“. Bereits seit 1997 und verstärkt nach dem Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar (2004) sowie dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln (2009) sind in anderen Bundesländern lokale, regionale und überregionale Notfallverbünde entstanden.

Hintergrund für die Gründung von Notfallverbünden ist die Erkenntnis aus Hochwasser- und anderen Katastrophen, dass das in den Archiven, Bibliotheken und Museen verwahrte Kulturgut durch Wasser, Feuer, technische Defekte, äußere Gewalteinwirkung und andere unvorhersehbare Ereignisse gefährdet ist und in einem Katastrophenfall, von dem auch die eigene Kultureinrichtung betroffen sein kann, größte Anstrengungen für eine schnelle, umfassende und professionelle Bergung erforderlich sind, um den drohenden Substanzverlust zu verhindern.

Die „Vereinbarung zur gegenseitigen Unterstützung der Archive im Großraum Nürnberg in Notfällen“ wurde am 6. Juni 2016 durch die Generaldirektorin der Staatlichen Archive Bayerns, Dr. Margit Ksoll-Marcon, die Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, Prof. Dr. Julia Lehner, und den Archivreferenten im Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Dr. Reinhard Rassow, unterzeichnet.

Unterzeichnung der Notfallvereinbarung Archive im Großraum Nürnberg

Unterzeichnung der Notfallvereinbarung der Archive im Großraum Nürnberg (v.l.n.r.: Dr. Margit Ksoll-Marcon, Prof. Dr. Julia Lehner, Dr. Reinhard Rassow. (Foto: Julia Kraus/Fabian Bujnoch, Stadtarchiv Nürnberg))

Im Wissen um ihre gemeinsame Verantwortung für den Schutz des in den Archiven verwahrten Archivgutes, wie es in der Präambel heißt, vereinbaren die beteiligten Archive, in einem Notfall ihre personellen und sachlichen Ressourcen (…) zu bündeln und die zum Schutz des Archivgutes zu leistenden Aufgaben in gegenseitiger Unterstützung zu bewältigen.

Neben der gegenseitigen Unterstützung im Notfall regelt die Vereinbarung die von den beteiligten Archiven wahrzunehmenden vorbeugenden Aufgaben (§ 3 Aufgaben des Notfallverbundes), darunter die Erarbeitung gebäudespezifischer, regelmäßig zu aktualisierender Notfallpläne (Ablaufplan für Notfallmaßnahmen, Feuerwehreinsatzplan, Lage- sowie Fluchtwegepläne, Belegungs- und Bergungspläne, Kontaktlisten der jeweiligen Ansprechpartner in einem Notfall) und – in Zusammenarbeit mit der jeweils zuständigen Feuerwehr – die regelmäßige Durchführung von Notfallübungen.

Die nach § 2 der Notfallvereinbarung zur Gewährleistung der Funktionsfähigkeit des Notfallverbundes eingesetzte Arbeitsgruppe umfasst derzeit drei Mitglieder, deren erste Aufgabe in der Ausarbeitung der Vereinbarung bestand. Diese konnte dankenswerterweise – unter Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten – in enger Anlehnung an das Augsburger „Vorbild“ erfolgen. Nach der offiziellen Unterzeichnung kann jetzt innerhalb der Arbeitsgruppe und parallel in den Archiven die inhaltliche Arbeit beginnen bzw. fortgeführt werden, denn Notfallprävention ist eine wichtige, in den Archivalltag zu integrierende Daueraufgabe, die nie abgeschlossen sein wird.

Den vollständigen Vertragstext finden Sie auf der Website des Stadtarchivs Nürnberg.

 

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